Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera) zeigt ein bemerkenswertes und vielfältiges Verhalten, das eng mit ihrer Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen und Betriebsweisen der Imkerei zusammenhängt. Es ist wichtig zu betonen, dass die folgenden Beschreibungen vor dem Hintergrund dieser Anpassungsfähigkeit betrachtet werden sollten. Das Verhalten einer Dunklen Biene kann je nach Umweltsituation variieren, aber einige grundlegende Eigenschaften sind typisch für diese Bienenrasse. Die nachfolgenden Informationen basieren hauptsächlich auf den Erkenntnissen von Ferdinand Gerstung (1919), Friedrich Ruttner (1990 und 1992) und Beowulf Cooper (1986).
Winterhärte: Die Dunkle Biene zeichnet sich durch ihre ausgeprägte Winterhärte aus, die auf ihre evolutionäre Geschichte zurückzuführen ist. Die Völker der Dunklen Biene bilden während des Winters kleine, aber feste Wintertrauben und reduzieren oder stoppen ihre Brutaktivität. Diese Brutpause verringert den Futterverbrauch und trägt zur Erhaltung der Bienen bei. Die Dunkle Biene fliegt bei geschlossener Schneedecke nicht aus, was sie vor dem Risiko des Verklammens schützt. Dieses Verhalten steigert die Überlebenschancen der Völker erheblich und trägt dazu bei, dass sie die Wintermonate erfolgreich überstehen.
Langlebigkeit: Dunkle Bienen sind besonders langlebig. Im Frühjahr sind Winterbienen noch lange im Volk aktiv, was den Völkern einen guten Start in die Saison ermöglicht. Diese langlebigen Bienen nutzen die ersten Trachten des Frühlings effizient und können bereits erstaunliche Mengen an Honig sammeln. Die Langlebigkeit der Dunklen Biene zeigt sich das ganze Jahr über und verleiht den Völkern eine erhöhte Flexibilität bei sich ändernden Umweltbedingungen.
Flugverhalten: Aufgrund ihrer dunklen Farbe können Dunkle Bienen bereits bei kühleren Temperaturen Trachten nutzen. Arbeiterinnen fliegen bereits bei Temperaturen ab 5,5 °C bei Sonnenschein und Windstille oder ab 7 °C bei Wind. Dieses Verhalten ermöglicht es den Bienen, von den ersten Frühlingsblüten zu profitieren und einen höheren Honigertrag zu erzielen als andere Bienenrassen bei kühlem Wetter.
Brutnestanlage und Volksstärke: Die Dunkle Biene hat eine einzigartige Brutnestanlage, die von anderen Bienenrassen abweicht. Ihr Brutnest ist kompakt und von einem Pollenkranz umgeben, der oft bis unter das Brutnest reicht. Diese Anordnung der Brut und des Futters ermöglicht es den Völkern, unvorhergesehene Wetterbedingungen besser zu bewältigen und eine zuverlässige Versorgung mit Vorräten sicherzustellen. Dieses Verhalten sorgt auch dafür, dass die Volksstärke der Dunklen Biene in der Regel moderat ist.
Brutrhythmus und Trachtnutzung: Die Dunkle Biene zeigt verschiedene Brutrhythmen in Anpassung an die ökologischen Bedingungen in verschiedenen Regionen ihres Verbreitungsgebiets. Der Brutrhythmus ist also eher eine Reaktion auf die Umweltbedingungen als eine genetisch bedingte Eigenschaft. Dies ermöglicht es den Imkern, erfolgreich in verschiedenen Trachtgebieten zu arbeiten.
Schwarmneigung: Die Schwarmneigung der Dunklen Biene variiert je nach Region, wobei im Norden in der Regel weniger geschwärmt wird als im Süden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Schwarmneigung stark von ökologischen Faktoren und der Art der Völkerführung abhängt. Einige Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Dunkle Biene eher dazu neigt, still umzuweiseln, anstatt zu schwärmen, was ihre Überlebensstrategie unterstützt.
Temperament: Das Temperament der Dunklen Biene kann von sehr sanftmütig bis stechlustig variieren, ähnlich wie bei anderen Bienenrassen. Die Zucht von sanftmütigen, aber dennoch vitalen Völkern ist ein wichtiges Ziel für die gezielte Zucht.
Wabensitz: Dunkle Bienen verhalten sich auf den Waben während der Imkereiarbeit nicht immer so ruhig wie andere Bienenrassen. Sie neigen dazu, die Waben schneller zu verlassen, was von Imkern unterschiedlich wahrgenommen wird.
Verwendung von Propolis: Dunkle Bienen sammeln und verwenden oft große Mengen Propolis. Dies kann von Imkern als Herausforderung oder als Gelegenheit zur Propolisernte gesehen werden.
In Zukunft werden wir diese Informationen mit eigenen Beobachtungen abgleichen und ergänzen, um ein umfassenderes Bild des Verhaltens der Dunklen Biene zu zeichnen.
Quellen:
Cooper, Beowulf (1986): The Honeybees of the British Isles. Derby: BIBBA.
Gerstung, Ferdinand (1919): Der Bien und seine Zucht. Berlin: Verlag für Naturliebhaberei, Tierzucht und Landwirtschaft.
Ruttner, Friedrich (1990): The Dark European Honeybee. Great Britain: BIBBA.
Ruttner, Friedrich (1992): Naturgeschichte der Honigbienen. München: Ehrenwirth.